Hallervordens „Honig im Kopf” und Gaza: Judenfeindlichkeit in Reimform

Der Komiker Dieter Hallervorden irritiert mit seinem Video „Gaza, Gaza“.
© AYHAN SIMSEK ANADOLU AGENCY Anadolu via AFP

Der bereits früher mit anti-israelischen Ansichten auffällig gewordene 88-jährige deutsche Komödiant Dieter Hallervorden hat sich in einem Video mit dem Titel „Gaza, Gaza“ endgültig als Israel-Hasser geoutet. In einer dreiminütigen Inszenierung werden u.a. Szenen aus arabischen Terror-Propagandavideos und Ausschnitte des staatlichen katarischen Fernsehsenders „Al-Jazeera“ gezeigt, die zu Diffamierung des jüdischen Staates produziert worden sind. Begleitet werden die Bilder von Hallervordens verlogenen und salbungsvollen Tiraden, die in infamer Weise Israel Apartheid und Völkermord vorwerfen. Hallervorden unterscheidet sich damit nicht wesentlich von den islamischen Juden-Hassern, die lauthals nach der Vernichtung des jüdischen Staates grölen. (JR)

Von Julian M. Plutz

Der Kabarettist und Schauspieler Dieter Hallervorden veröffentlichte auf seinem Facebook-Kanal ein Video mit dem Gedicht „Gaza, Gaza“. Geschrieben hat dieses atemberaubende Stück Lyrik Diether Dehm. Der ehemalige Bundestagsabgeordnete, Liedermacher und Produzent weiß offenbar nicht, wohin mit seinem beträchtlichen Vermögen, während Hallervorden das Method-Acting für seinen Demenzfilm „Honig im Kopf” wohl zu ernst genommen hat.

 

Fremdscham-Level durchgespielt

Anders als mit einem akuten Durchgangssyndrom oder einem handfesten Delirium sind Zeilen wie diese nicht zu erklären: „Soll ich diesem Vater empfehlen, so cool wie ein Talk-Gast zu sein, sich bloß in keinem Wort zu verfehlen, das antisemitisch erscheint? Sie geloben Apartheid die Treue, von Ampel bis AfD. Sie liefern Granaten aufs Neue, bittend, zart damit umzugehen.” Dabei deutet der 88-jährige Hallervorden bedeutungsschwanger auf Bewegtbilder von Kinderleichen im Hintergrund. Also, streng genommen deutet er auf eine grüne Wand.

 

Nahost-Experte Hallervorden

Das Video zeigt ein Gaza, das ein „Kinderfriedhof als Albtraum für Generationen“ bleiben wird, so der Komiker. Und so stellt er sich, „immer wieder” die Frage: „Und das soll kein Völkermord sein?” Und als ob das noch nicht genug wäre, lässt Hallervorden eine virtuelle, animierte Friedenstaube aufsteigen. Da fehlt nur noch im Hintergrund die Hymne von Hans Hartz: „Die weißen Tauben sind müde“.

Doch der Kabarettist vergisst nicht, sein Verhalten dialektisch einzuordnen. „Ich möchte eines unmissverständlich klarstellen. Natürlich verurteile auch ich den Terror von Hamas, aber trotz alledem ersehnen wir gleichzeitig eine neue Friedenschance für eine Zwei-Staaten-Lösung. Damit man miteinander sprechen kann, braucht man ein Schweigen der Waffen und die sofortige Freilassung aller Geiseln.” Er wisse aber auch, dass „Grausamkeiten meist Vorgeschichten” hätten, so Hallervorden: „Kein Mensch wird als Terrorist geboren.”

 

Degoutante und unschlaue Linke

Ja, stimmt. Kein Mensch wird als Terrorist geboren. Aber Menschen werden zu Terroristen erzogen und ausgebildet; und zwar von klein auf. Wenn bereits Schulbücher von Hamas und Fatah mit judenfeindlichen Stereotypen arbeiten, wissen Sie ganz genau, dass hier die Mörder von morgen herangezüchtet werden. Das sollte eigentlich so ein schlauer Mann wie Hallervorden wissen.

Hallervorden und Dehm reihen sich ein in eine degoutante, im Kern unbescheidene und unschlaue, dafür umso überheblichere, judenfeindliche Altlinke. Ihre Israel-Anprangerung ist eine Form des Antisemitismus. Auch wenn sie es nicht zugeben: Teile der Altlinken verachten Juden, weil sie Juden sind. Sie hassen Israel, weil es der Judenstaat ist. Und sie haben kein Problem mit Juden, „aber…” Dieses „aber” steht für den Beginn von nacktem, simplem Antisemitismus. Man muss sich nur anschauen, wer alles unter dem „Gaza”-Video jubelt und Beifall spendet: Antisemiten der Linken und Rechten gleichermaßen. Hallervorden trifft einen urdeutschen Nerv.

 

Kein Platz für Empathie – außer für sich selbst

Dieses Gedicht erinnert frappierend an den Fall von Günter Grass, der erst „beim Häuten der Zwiebel“, also in Vorbereitung auf den Verkaufsstart des gleichnamigen Buches, bemerkt haben will, dass er Mitglied der SS war: Auch er versuchte sich lyrisch abzuarbeiten („Was gesagt werden muss”). Immerhin – das muss man Diether Dehm, und „Didi” Hallervorden zugutehalten – immerhin reimt sich ihr Gedicht, ganz im Gegensatz zu dem des Lübeckers.

Dieter & Diether stehen für einen ignoranten Geist der intellektuellen Gleichmacherei. Sie können beide Seiten verstehen. Terroristen und diejenigen, die ihre Kinder vor Terror schützen. Terroristen, die ihre Kinder in Gefahr bringen, weil sie Kasernen in Kindergärten und neben Kinderzimmern erbauen, und Soldaten, die Geiseln befreien möchten. In der retardierten Welt von Hallervorden und Dehm ist kein Platz für Empathie – außer für sich selbst. Sie sind ergriffen von ihrer eigenen, kitschigen Courage, die niemandem außer ihnen selbst hilft.

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